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Wer keine Lust auf eklige Details hat, der sollte diese Geschichte vielleicht besser auslassen ...


Okay - Du wolltest es ja nicht anders

Seit mehreren Wochen leidet unser Held Willi an einer Entzündung, die ursprünglich als bakterielle Venenentzündung am Penis-Schaft diagnostiziert wurde - vor allem deshalb, weil Willi endlich Urlaub hatte und alles möglichst schnell gehen sollte.

Nach 3wöchiger Einnahme eines Breitbandantibiotikums in Verbindung mit einem Entzündugshemmer war klar, dass diese Art der Medikamentierung Willis Zustand nicht wesentlich verbesserte.

Nun ist es ja nicht so, dass Willi ein echter Held ist, wenn es darum geht, Arzttermine auszumachen und wahrzunehmen - eher das Gegenteil ist der Fall. Gott sei Dank, kann man jetzt im Anschluss resumieren, war der Leidensdruck dann doch so gross, dass Willi gestern einen weiteren Termin beim Urologen seines Vertrauens ausgemacht hat.

Der Urologe - ein wirklich lustiger Mensch und nach der Meinung von Willis Hausarzt der Beste auf seinem Gebiet - erklärt Willi also, dass es keine Alternative gibt - man(n) müsse nun endlich eine Harnröhrenspiegelung vornehmen, was heute nun wirklich kein Problem mehr darstellt. Willi wird bleich und in seinem Stuhl immer kleiner und der (Angst-)Schweiss bricht ihm, trotz sehr angenehmer Umgebungstemperatur, aus. Spiegelungen - Kameras reinschieben - Gynäkologenstuhl - Willi wird in der Kürze der Zeit einmal mehr klar, dass er alt wird. Auf nochmalige Nachfrage erklärt der Arzt erneut, dass es nicht anderes geht und Willi erzählt ihm von seiner Phobie gegen solche Untersuchungsmethoden und erzählt von seiner erfolgreichen Abwehr der Nierenentnahme nach einem schweren Sportunfall Anfang der 70er Jahre.

Aber es sollte ja gleich noch besser kommen, denn es steigert enorm die Vorfreude des Patienten, wenn man(n) erfährt, dass das nicht etwa sofort gemacht werden wird, sondern erst am nächsten Morgen gegen 09:30 Uhr. Dafuer sei es dann aber ratz-fatz erledigt...

Die Details zum Thema: "Wie geht Willi mit Ängsten um" mag eine andere Geschichte füllen - nur so viel - die Vorfreude war Willi an diesem Tag deutlichst ins Gesicht geschrieben ... Und wie so oft an anderer Stelle schon, erfuhr Willi, der seinen Druck u.a. versucht damit zu kompensieren, in dem er offensiv mit jedem über sein "Problem" spricht, von jedem, den er angesprochen hat, jede Menge Details, die er besser nicht erfahren hätte. Nicht einmal seiner Fee gelang es, ihn wirklich und wenn auch nur für kurze Dauer aufzuheitern. Von der Nacht wollen wir an dieser Stelle besser nicht berichten

Am nächsten Morgen wurde nach dem schweren Gang, die Vorfreude weiter gesteigert, denn wie in Arztpraxen nunmal systembedingt üblich, musste Willi noch 25 Minuten - eine Ewigkeit - warten. Dann hiess es: "Willi - in Kabine 2 und unten rum freimachen. Ja und dann stand er das - das Häufchen Elend und nach einer kurzen Weile wurde Willi in das Untersuchungszimmer und auf den Gynäkologenstuhl gebeten. Der Doc hat einer seiner Angestellten informiert, dass unser Held phobisch reagieren könnte und sie verwickelt ihn in ein Gespräch und lenkt ihn tatsächlich für einen Moment ab. Sie wird aber weggerufen und Willi ist mit sich und dem grünen OP-Tuch über seinem besten Stück allein.

Der Doc betritt den Raum, begrüsst Willi und während er ihm zum x-ten Mal versichert, dass es wirklich jede Menge Leute gibt, die diese Prozedur schon überlebt haben, hat er auch schon die Spritze mit dem Betäubungsgel in der Hand und drückt das Ganze mit viel Elan in die Harnröhre ab. Dann wurde sein bestes Stück mit einer original gelben Wäscheklammer einfach zugeklipst, damit das Betäubungsgel auch da bleibt, wo es bleiben soll. Willi glaubte es ja erst nicht und sah sich das Ganze dann nochmal genau an und musste beim Anblick der geleben Wäscheklammer dann doch lachen - so einfach kann Medizin manchmal sein Willi lag also rund 10 Minuten wartend auf dem Gynäkologiestuhl ... natürlich nicht ohne sich vorher kleinlaut zu versichern, dass das hässliche Brennen doch sicher bald wieder aufhören würde - der Doc meinte amüsiert: "Klar - schliesslich ist es ja ein Betäubungsmittel - wenn es aufhört zu brennen fangen wir an ..."

Es gab also kein zurück mehr - zumindest nicht wirklich, obwohl man(n) sich in Gedanken schon einige Ausreden zurechtgelegt hat, um das Unabwendbare vielleicht doch im letzten Moment abzubrechen ... Der Doc betritt schneller als erwartet den Raum - normalerweise dauern 10 Minuten ja ewig - ref. Zahnarzt und Betäubungsspritze - und zueckt sofort die Metallröhre, in die die Kamera dann nachgeschoben wird. Wie angekündigt reagiert Willi panisch und der Doc ignoriert das - ebenfalls wie angekündigt - und lenkt dafür den Blick vo Willi auf die Kamerabilder am Monitor. Dann erklärt er, dass der flockige Schmodder, den man in 1234567-facher Vergrösserung sieht (whow!), sei wohl für den Laien am Ehesten vergleichbar mit Rotz in der Nase und zeigt Willi dann die kratertiefen Löcher, die die kleinen hässlichen Bakterien in die Harnröhrenwand fressen, um sich dort einzunisten und gegen eine Ausspülung zu wehren, was ihnen dank der Breitbandantibiotikum-Behandlung leider ja auch gelungen ist.

Plötzlich brach der Doc in schallendes Gelächter aus, während das antibakterielle Wasser, das mit Kamera, Schlauch etc. pp. reingespült wird, zwischen Willis Beinen nach unten rann, und meinte, da könne man ja von Lochfrass sprechen und seine Helferin meinte dann noch, ob sie mal den Trichter und das Calgon holen solle oder ob das Rohr gleich ausgetauscht werden muss. Tumultartige Szenen spielen sich ab - die restlichen Arzthelferinnen kommen im Sekundentakt in den Raum um zu sehen, was da Lustiges abgeht .Ab da beruhigte sich die Pulsfrequenz von Willi (deutlich über 160) und in gewohnter Manier setzt er noch einen drauf: "Ich hätte ja lieber Tabs, die blubbern dann sicher auch gut"

Zurückblickend muss Willi sagen, dass das Ganze nicht im Geringsten schmerzhaft war, sieht man(n) von der Einbringung des Betäubungsgels einmal ab. Fazit: Medikamentierung mit ultrastarken Tabletten (die Liste der Nebenwirkungen liest sich schlimmer wie manche Geschichten von Clive Barker - bei Unverträglichkeiten sofortige stationäre Behandlung und ansonsten zwei Tage später zur Kontrolle.

Willi ist heilfroh und hört nur noch den Doc als er ihm nachruft - kann hinterher ein klein wenig brennen ... erreicht nach 10 Minuten seinen Arbeitsplatz, sucht dort die Toilette ab und weiss dann, dass der Arzt wohl ein klein wenig untertrieben hat Das Ganze lässt sich am besten mit den Worten von Willis Bruder beschreiben: "Jeder Tropfen eine Träne" Er nahm sich allerdings vor, dem Doc beim nächsten Date für die Untertreibung der Woche zu gratulieren ...

Angenehmer Nebeneffekt des Ganzen: Nachdem Willi mit dem Breitbandantibiotikum ja nun von der Lungenentzündung bis zur Geschlechtskrankheit alles erledigt hatte, ist er, nachdem der die neuen Tabletten genommen hat, dann auch gleich noch von der Herzkammerentzündung über den Gehirnabzess bis hin zum schweren Magen-Darm-Infekt und natürlich dem Lochfrass einfach alles los - hoffentlich ...

... zwei Tage später ... langsam wird es besser und Willi kann erstmals unterscheiden, welche Schmerzen sein bestes Stück nun hat und welche besser werden ... 13 Tage Medikamente und eine anschliessende erneute Spiegelung liegen noch vor ihm - die Nebenwirkungen der Medikamente sind bei ihm nicht voll ausgeprägt - aber es reicht schon ... und Willi ist sich heute sicher, dass er danach wieder auf die Siegerstrasse einbiegen kann ...



   † ad noctem †
      Daywalker      18.10.2001



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